Hochzeitsbranche demonstriert gegen Corona-Auflagen
Hochzeitsplaner, Stylisten, Konditoren und Musiker stehen im Regen
In Freiburg wurde auf dem Platz der Alten Synagoge Hochzeit gefeiert - aber ohne Gäste. Mit einer inszenierten Freien Trauzeremonie und einer leeren Hochzeitstafel wollte die Hochzeitsbranche auf ihre schwierige Lage in der Corona-Krise aufmerksam machen.
"Stand up for love" - Aufstehen für die Liebe.
Unter diesem Motto hat der erst vor zwei Wochen gegründete Bundesverband der Hochzeitsdienstleister (BVDH) in insgesamt elf Städten in Deutschland gestern demonstriert. Auch in Freiburg sind zahlreiche Dienstleister wie Hochzeitsplaner, Stylisten, Konditoren, Trauredner, Hochzeitsfotografen und Musiker für die Liebe aufgestanden. Organisiert wurde die Freiburger Demo von den professionellen Hochzeitsplanerinnen Rosa Saar (Herzblick), Sandra Beck (Hochzeitsfee) und Anna-Maria Rock (von Rock).
Dass es geregnet hat, war nur zu passend. Denn eine ihrer Botschaften lautete: "Wir stehen im Regen!"
Hochzeitsdienstleister fordern von der Politik Antworten
Anhand eines offenen Briefes des neu gegründeten Bundesverband der Hochzeitsdienstleister forderten die anwesenden Demonstrierenden klare Aussagen von der Politik: "Wir brauchen Antworten, Lösungsvorschläge, Zielvorgaben und Richtlinien sowie konkrete Informationen zur weiterführenden finanziellen Unterstützung durch das Land und die Bundesregierung!", so die Kernforderung des BVDH. Denn: Recht schnell wurden Großveranstaltungen bis zum 31. August 2020 abgesagt. Aber was ist mit kleineren Veranstaltungen?
Küssen verboten? Streng verboten!
Mit den gesetzlichen Lockerungen, die seit dem 9. Juni gelten, können Hochzeiten mit weniger als 100 Personen und mit Abstand stattfinden. Wer also mit 150 Gästen geplant hat, muss jetzt die Gästeliste reduzieren. Aber ohne Umarmungen, mit Mindestabstand zwischen den Tischen und Tanzverbot werden viele Paare ihre Hochzeit in das Jahr 2021 oder 2022 verschieben.
Millionenverluste für die Hochzeitsbranche
Die Verschiebung in die Folgejahre beherbergt jedoch ein weiteres, grundlegendes Problem: "Eine ganze Branche ist verunsichert. Und verschiebt am laufenden Band Hochzeiten ins nächste Jahr, ohne zu wissen, ob es die eigene Firma, Location und/oder Dienstleistung dann überhaupt noch geben wird.", mahnt der Bundesverband der Hochzeitsdienstleister in seinem offenen Brief weiter. "Wir sind hochspezialisierte und qualifizierte Firmen und Soloselbstständige, die Dienstleistungen auf höchstem Niveau anbieten. Auch wir müssen von unseren Einnahmen, die nun von heute auf morgen weggebrochen sind, leben, die Miete zahlen, den Kühlschrank füllen..."
Für die erste Hälfte dieser Saison rechnet die Branche mit Verlusten von bis zu einer Milliarde Euro.
(Fotos: Benjamin Bergen - www.benjaminbergen.de)